Stimmt es, dass Elektrofahrzeuge völlig emissionsfrei sind?
Der Klimawandel ist in den letzten Jahren in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt: Sicherlich haben einige von Ihnen schon vom Anstieg des Meeresspiegels, der Entwicklung extremer Wetterereignisse oder dem Abschmelzen der riesigen Eisberge am Nordpol gehört. Diese und viele andere Aspekte sind nur einige der Auswirkungen, denen wir uns gegenübersehen, wenn die Temperatur der Erde aufgrund der zunehmenden Treibhausgasemissionen durch Umweltverschmutzung weiter ansteigt.
Die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen sollen in den nächsten dreißig Jahren um 90 % gesenkt werden
Unter Treibhausgasen versteht man eine Reihe von Elementen, die für die Gesundheit unseres Planeten schädlich sind, wie z. B. Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid. Nach denPlänen des europäischen Green Deals, der die Klimaneutralität bis 2050 anstrebt, müssen die Treibhausgasemissionen des Verkehrs in den nächsten dreißig Jahren um 90 % verringert werden. Leider scheint der derzeitige Trend in die entgegengesetzte Richtung zu gehen, und während einige Sektoren ihre Produktion dieser Gase reduziert haben, ist im Verkehrssektor ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Da Automotoren eine große Menge an CO2 erzeugen, weit mehr als in der Luftfahrt, haben die Hersteller – oft mit staatlicher Unterstützung – beschlossen, eine Reihe von Elektroantrieben auf den Markt zu bringen, um den CO2-Ausstoß zu verringern und den Klimawandel zu bremsen. Stimmt es, dass Elektrofahrzeuge völlig emissionsfrei sind? Der grundlegende Unterschied zwischen Verbrenner- und Elektroautos liegt in der Art der Energieversorgung und der daraus resultierenden Energieumwandlung. Während bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor eine chemische Reaktion stattfindet, bei der CO2 freigesetzt wird, gibt es bei Elektroautos keine direkte und konkrete Emission von Kohlendioxid. Es sollte jedoch darauf hingewiesen werden, dass der Prozess der Herstellung und des Betriebs eines Elektroautos mehrere Schritte erfordert und dass dieser Prozess eine gewisse Menge an CO2-Emissionen mit sich bringt, wenn auch in geringem Maße.
Daneben muss berücksichtigt werden, wie ein Elektroauto aufgeladen wird und wie die erforderliche Energie erzeugt wird.
Wenn beispielsweise der Strom zum Aufladen von Autos aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe stammt, wird die Umweltverschmutzung nur auf eine andere Stufe verlagert; wird die Energie hingegen durch Wasserkraft, Erdwärme und Solarsysteme erzeugt, gibt es keine echte Umweltverschmutzung. Ein konkretes Beispiel: Ein in Schweden hergestelltes und gefahrenes Elektrofahrzeug könnte bis zu 80 Prozent der Emissionen einsparen, während ein in Polen hergestelltes Fahrzeug nur 25 Prozent der CO2-Emissionen im Vergleich zu einem Dieselfahrzeug einsparen würde. Nehmen wir ein utopisches Szenario an, in dem Autos zu 100 Prozent mit erneuerbarer oder sauberer Energie betrieben werden: Würden diese Autos keine Emissionen haben? Der Herstellungszyklus eines Autos besteht aus der Gewinnung, Verarbeitung und Herstellung verschiedener Rohstoffe, die für den Bau der Komponenten benötigt werden, aus denen später das Auto zusammengebaut wird. Obgleich der Herstellungsprozess ähnlich ist wie bei Verbrennern, verursachen die an der Batterieherstellung beteiligten Schritte erhöhte („unsichtbare“) Emissionen, was sich nachteilig auf die umweltfreundlicheren Modelle auswirkt.
Wie das kommt? Der Grund ist einfach: Seltene Erden (SEE)
Für die Herstellung von Batterien werden wichtige Rohstoffe wie Lithium, Nickel, Kobalt und Graphit benötigt, die zwangsläufig unter der Erdoberfläche abgebaut werden müssen. Um an die Seltenen Erden heranzukommen, die Materialien zu verarbeiten und eine entsprechende Basis für den Abbau zu schaffen, ist der Einsatz von beeindruckenden Maschinen notwendig, die leider alles andere als umweltfreundlich sind. Nach Angaben der Chinese Society of Rare Earths fallen beispielsweise bei der Gewinnung von 1 Tonne Seltene Erden 75 Tonnen saure Abfälle (die nicht immer ordnungsgemäß aufbereitet werden) und 1 Tonne radioaktive Abfälle an. Abgesehen vom Gewicht der SEE stammt die Energie, die zur Herstellung der Batterien selbst verwendet wird, nicht aus kohlenstoffarmen Quellen. Trotz dieser Aspekte, die weniger erfahrene Nutzer abschrecken könnten, müssen wir darauf hinweisen, dass die Auswirkungen der Batterieproduktion im Allgemeinen durch 6-18 Monate Fahren im Elektromodus ausgeglichen werden. Elektroautos sind daher nach wie vor die beste umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Autos, auch im Vergleich zu Hybrid- und Wasserstoffvarianten.
Doch was passiert, wenn eine Batterie das Ende ihres Lebenszyklus erreicht?
Wie werden Lithium-Ionen-Batterien behandelt, wenn sie für Elektroautos nicht mehr brauchbar sind? In der konventionellen Automobilindustrie werden mehr als 90 Prozent der Blei-Säure-Batterien (die in mit fossilen Brennstoffen betriebenen Autos verwendet werden) recycelt. Zu diesem Schluss ist eine Studie des International Council for Clean Transportation (ICCT) gekommen, eine unabhängige, gemeinnützige Organisation, die technische und wissenschaftliche Analysen im Bereich des Umweltschutzes durchführt.
Und was ist mit Lithium-Ionen-Batterien?
Aufgrund der sehr spezifischen Mischung der in den Zellen enthaltenen chemischen Komponenten und der geringen Anzahl von Elektroautos auf den Straßen stellte der Entsorgungsprozess zunächst keine praktikable Möglichkeit für das Segment dar. Angesichts des starken Wachstums der Branche und des steigenden Absatzes von Elektroautos wurden in dieser Hinsicht wichtige Fortschritte erzielt, und in den nächsten Jahren werden wir sicherlich in der Lage sein, die Entsorgung von Batterien besser zu amortisieren und den Prozess wesentlich umweltfreundlicher zu gestalten. In der Zwischenzeit haben einige Unternehmen beschlossen, Batterien, die nicht mehr der Herstellernorm entsprechen, wiederzuverwenden und ihnen so ein zweites Leben zu geben. Wie Sie vielleicht wissen, sind die Batterien von Elektroautos ständigen Belastungen und Lade-/Entladezyklen ausgesetzt, die langfristig zu einer Verringerung der Ladekapazität führen. In dieser Hinsicht bieten alle Hersteller eine mehrjährige Garantie, um ihre Käufer zu beruhigen und so ein hohes und vor allem angemessenes Serviceniveau zu gewährleisten. Durch die Wiederverwendung von Batterien, die nicht mehr für Fahrzeuge geeignet sind, erhalten wir Systeme, die Strom speichern und als „Backup“ nutzen können. Mit dieser interessanten Strategie können Hersteller und Unternehmen die Umweltauswirkungen der Batterieproduktion verringern, indem sie die erzeugte CO2-Menge über einen längeren Zeitraum amortisieren.
Elektroautos sind eine umweltfreundliche Alternative, auch wenn sie noch nicht emissionsfrei sind
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Elektroautos zwar noch nicht emissionsfrei sind, aber zweifellos eine umweltfreundliche Alternative zu den derzeitigen Verbrennungsmotoren darstellen, die bekanntlich in den nächsten Jahren verschwinden werden. Die Elektrifizierung des Straßenverkehrs ist daher kein Allheilmittel für alle Übel, sondern muss von geeigneten Maßnahmen begleitet werden, um wirklich nachhaltig zu sein. Es geht darum, die Energiewende durch Investitionen in erneuerbare Energien zu beschleunigen und gleichzeitig eine lange Lebensdauer der Fahrzeuge zu ermöglichen, damit sich der zusätzliche Energiebedarf für die Produktion amortisiert. Quellen: ucsusa.org theicct.org In Zusammenarbeit mit: